Ein Kinderwillkommensfest ist – von den drei Zeremonien, die wir freien Redner:innen anbieten – vielleicht die leiseste. Die jüngste. Die, die noch am wenigsten bekannt ist.
Viele wissen, was eine freie Trauung ist. Auch eine Trauerzeremonie hat man vielleicht schon einmal erlebt. Aber was ist ein Kinderwillkommensfest?
Und wie unterscheidet es sich von einer Taufe?
Eine Taufe ist ein religiöses Sakrament. Im Christentum bedeutet sie: Das Kind wird in die Gemeinschaft Gottes aufgenommen. Es gehört zur Gemeinde. Es lebt – so das Versprechen – unter dem Schutz und in der Beziehung zu Gott.
Ein Kinderwillkommensfest hingegen ist frei von Konfession und ohne Sakrament. Aber nicht ohne Tiefe. Es ist ein Ritual, das aus der Familie, dem Freundeskreis, dem ganz persönlichen Umfeld heraus entsteht. Ein Herzlich willkommen auf Erden – für dieses eine Kind.
Wir feiern dich. Nicht wegen deiner Zukunft. Nicht, weil du vielleicht irgendwann Klavier spielen oder besonders erfolgreich sein wirst. Sondern einfach, weil du heute da bist. Weil du du bist – und es auch bleiben darfst.
Wir feiern dich nicht als Projektionsfläche. Nicht als Hoffnungsträger für ungelebte Träume. Sondern als eigenständiges Wesen mit deiner Würde, deiner Stimme, deiner Kraft.
Und das ist in dieser Welt, in der so viele Rollenbilder, Ideale und Vergleiche wirken, ein riesiges Geschenk. Ein Kind zu begleiten, nicht um es zu formen, sondern um es zu stärken – das ist unsere Aufgabe als Eltern.
Ein Kinderwillkommensfest kann auch Raum schaffen, um zu würdigen, was uns selbst geprägt hat. Die Menschen, die uns zu den Müttern und Vätern gemacht haben, die wir heute sind. Nicht idealisiert, aber mit Dankbarkeit. Denn auch das gehört dazu: Herkunft sichtbar machen, ohne sie wiederholen zu müssen.
Für mich ist ein Kinderwillkommensfest ein zutiefst menschliches Ritual. Es ersetzt keinen Glauben – aber vielleicht übt es ihn. Es zeigt: Vertrauen ist möglich. Verbindung ist möglich. Gemeinschaft ist möglich. Auch ohne Sakrament.